Seelsorger im Knast

Ich bin auf dem Weg, unterwegs zu einem Mann, der um ein Gespräch mit mir gebeten hat. Dazu muss ich durch viele Türen gehen. Türen, die ich alle auf- und auch wieder abschließen muss. Türen, die vergittert sind. Türen, die zum Teil nur von außen zu öffnen sind und auf der Innenseite nicht einmal eine Klinke geschweige denn ein Schlüsselloch haben. Diese Türen befinden sich in der Justizvollzugsanstalt in Bruchsal.

Ich arbeite also im Knast. Ich, bin als Pastoralreferent Seelsorger für etwa 400 Männer, die alle etwas ausgefressen haben. Manche sind einfach zu oft schwarzgefahren und haben ihre Geldstrafe dafür nicht bezahlt, andere sind bei uns, weil sie sogenannte Kapitalverbrechen begangen haben. Gemeinsam ist ihnen, dass ihnen ihre Freiheit entzogen wird. Sie leben nun in einem Haftraum mit etwa acht Quadratmetern Wohnfläche. Und darin wird es ihnen manchmal ziemlich eng und ihre Gedanken kreisen um sie selbst, um ihre Tat, ihre Familien und Freunde und manchmal auch um die Frage nach der eigenen Schuld. Dann wenden sie sich gerne an uns Gefängnisseelsorger und bitten um einen Besuch. Ich mache mich dann auf den Weg. Auf den Weg durch unzählige Türen bis ich dann zu Gast bin im Haftraum eines Mannes. Ein Haftraum, dessen Tür an ihrer Innenseite weder Klinke noch Schloss kennt.