Matthias Leis: “Der beste Beruf der Welt”
Wenn mich jemand nach meinem Job fragt sage ich: Ich habe den besten Beruf der Welt! Natürlich mache ich darauf aufmerksam und werbe dafür. Ich erzähle gerne von der Hoffnung, von der Begeisterung, die mich durch meinen Glauben trägt – und die sich auch in meinem Beruf zeigt.
Wir sind Lehrer*innen, Seelsorger*innen, Trauerbegleiter*innen, Redenschwinger*innen, Abenteurer*innen, Kummerkasten, Innovator*inn*en, Manager*innen, Liturg*inn*en, Berater*innen, Tröster*innen, Köche, Motivator*inn*en, Segensbringer*inn*en, Türöffner*innen, Botschafter*innen, Begleiter*innen, Sportler*inn*en, Teamplayer, Visionäre, Ingenieure, Vernetzer*innen, Beter*innen, Pilger*innen, Katechet*inn*en, Zuhörer*innen, Bauarbeiter*innen, Strateg*inn*en, Mama und Papa, Entwicklungshelfer*innen, Lastenträger*innen, Nikoläuse, Sänger*innen, Weltverbesser*innen, Führungskraft und gemeinsam Glaubende.
„Gott braucht Menschen, die nicht nur über Dunkelheit schimpfen, sondern ein Licht anzünden”
Ich arbeite für eine Institution, in der nicht immer alles Sinn macht, das gebe ich zu. Aber ich habe einen Beruf, der sinnstiftend in dieser Kirche ist. Ich kann mitarbeiten, gestalten, aufmerksam machen, mich einsetzen, bereichern, helfen, lehren, da sein für diejenigen, die in Not sind. Ich baue am Reich Gottes mit. Und auch wenn dieser Bau an manchen Stellen zu bröckeln droht – wie ein altes in die Jahre gekommenes Kirchengebäude – mache ich weiter. Und gerade weil nicht alles perfekt ist, macht es Sinn für mich, dabei zu bleiben, und selbst die Veränderung zu bewirken, die wir uns so sehr wünschen. Ich überlasse es nicht dem Zufall oder denjenigen, die zwar gläubig aber nicht mehr glaubhaft sind. Gott braucht seit jeher Menschen, die auftreten – nicht aufstampfen -, wenn etwas in Religion, Politik oder Gesellschaft schief läuft. Menschen, die nicht nur über die Dunkelheit schimpfen, sondern ein Licht anzünden: gegen Armut, Umweltzerstörung, Ausländerfeindlichkeit, Missbrauch, Streit, Gewalt und gegen vieles mehr, wo Menschen und die Schöpfung bedroht sind.
“Die Arbeit als Pastoralreferent*in ist nicht nur ein Job, sie ist eine Lebenseinstellung”
Ich habe meinen Sinn in Jesus Christus gefunden – was er sagt, was er tut. Das reicht mir aber nicht. Ich behalte meine Hoffnung nicht für mich selbst, sondern ich begleite alle, die auch nach Sinn suchen. Ich spreche von Gott und feiere unseren Glauben. Ich stehe den Menschen in scheinbar sinnlosen Situationen bei. Ich helfe, weil ich glaube.
Ich habe den besten Beruf der Welt, weil er das alles möglich macht.
Matthias Leis, Pastoralreferent in der Seelsorgeeinheit Mannheim-Süd und Leiter des Mannheimer Orientierungsjahres.